Abstand halten!

6. Januar 2016 / Eigenbericht. Nachdem wir unseren Lesern zuletzt ein verkehrstechnisches Kulturhäppchen aus Kleinklöten verabreichten, wollen wir heute seriös über die Mitarbeit der Waggon-Fabrik am LeiG-Programm der DRG weiterberichten.

Denn auch wenn die Photographien unserer vorigen Ausgabe das moderne Gespann bereits in fortgeschrittenem Stadium zeigten, so sind doch noch viele wichtige Bauteile zu montieren.

Zunächst war der Faltenbalg anzupassen, wozu man ihn lose zwischen Pack- und gedeckten Güterwagen hievte. „Natürlich liegen bei einem solchen Versuch die Falten noch nicht ganz gerade, aber das wird dann vor dem endgültigen Zusammenbau noch gerichtet“, so Ingenieur August Wellfleisch. Bei der Gelegenheit setzte man auch die nun vorgestrichenen Fenster des letzteren wieder ein, womit sich schon eine ganz andere Wirkung ergibt.

Als wichtigstes aber war dem Ingenieur zufolge der vorgeschriebene Abstand beider Wagen auf das exakte Endmaß zu bringen: „540 mm, wie sie die Reichsbahn-‘Wagenkunde‘ vorschreibt, bedeuten nach Kleinklötener Maßstäben 4,5 mm. Wir haben also die beiden Puffer soweit wie nötig gekürzt und uns auf zehn Prozent Toleranz für die Bewegungsfreiheit festgelegt. Ich lege Ihnen mal rasch den Meßschieber an, dann können Sie das für Ihre Leser im Bilde dokumentieren.“

Nicht nur gegen das Eindringen von Regenwasser, sondern auch, damit der Faltenbalg später selbst bei flexibler Anbringung im Betrieb seine Lage nicht verändert, ist ein entsprechender Rahmen am Wagen erforderlich. „Schauen Sie, wir haben wieder unser Standardmaterial dazu verwendet, Polystyrol. Die Winkelprofile haben wir auf 1 mm Höhe gebracht, das genügt dem Zweck vollauf.“

Als der Reporter genau hinschaut, sieht er noch andere weiße Flecken an dem Wagen. „Ja, dachten Sie denn, wir spielen hier?“ Auf solche Fahrzeuge gehörten selbstverständlich Dachlüfter. „LeiG-Einheiten sind der Definition nach Eilgüterzüge. Sie sind dazu da, hochwertige Waren zügig ans Ziel zu bringen, und die Geschwindigkeit hat eben zuweilen auch den Grund, daß Ladegut verderblich oder empfindlich gegen Temperaturschwankungen oder Feuchtigkeit ist.“ Vorliegend habe man drei Lüfter der Bauart Flettner ins Dach eingesetzt, und zwar aus eigener Herstellung. „Sicher kann man die auch bei Fachfirmen zukaufen, aber das kostet Zeit und Geld, das wir lieber für andere schöne Dinge ausgeben.“

„Oben hui und unten pfui ist aber bei uns nicht üblich. Darum schauen Sie mal unter den Wagen.“ Aha, da hängt jetzt ein Kessel. „Damit kann die Einheit dann so richtig Gas geben“, lacht der Fachmann, um dann mit gebotenem Ernst nachzusetzen: „Die Einheit wird mit Gas beheizt, und aus Gründen des effektiven Wagenumlaufs führen beide Teile jeweils einen vergrößerten Gasvorrat mit sich.“

Als später der Gepäckwagen angekuppelt wird, hängt auch unter diesem der erwähnte Behälter. „Haben Sie eine Ahnung“, erwidert August Wellfleisch auf die Reporterfrage, ob die Einheit denn damit nicht so gut wie fertig sei. „Da fehlt noch einiges mehr als nur ein Liter Farbe. Kommen Sie mal in ein paar Tagen wieder!“