Am Stammtisch aufgeschnappt

19. November 2012 / Eigenbericht. – Der Zufall wollte es, daß unser Reporter unlängst am Stammtisch der von ihm bevorzugten Bahnhofs-Restauration „Le Chat“ eine interessante Neuigkeit erfuhr: Die SKB nimmt den Probebetrieb mit rekonstruierten Waggons auf.

Bekanntlich hatte der Vorstand der Stedelebener Kreisbahn (SKB) auf seiner letzten diesjährigen Sitzung beschlossen, daß der eigene Wagenpark eine bedeutende Erweiterung erfahren soll. Die entsprechende Vorlage des Betriebsdezernenten war von einem beträchtlich steigenden Güteraufkommen ausgegangen – infolge der erbaulichen Auftragslage alteingesessener Firmen. Konkret genannt worden waren die historische Kakaomühle in Stedeleben und die Gelatinekocherei Alfred Kuhfuß Nachf. bei Großbommeln, deren Kapazitäten als Zulieferer der unter dem Namen PORTOLA bekannten Süßwarenfabrik Pflöger & Krause in Magdeburg-Alte Neustadt langfristig gebunden sind, ferner aufstrebende Ansiedlungen wie die Automobil-Werkstatt Höllerich & Sohn, die BHG und die Bootswerft Schmolke in Hintzemuckel.

Als nun an besagtem Stammtische die Runde machte, die SKB habe die ersten aufgearbeiteten Waggons zur Probe in den Betriebsdienst eingestellt, ging der Korrespondent der Sache nach. Tatsächlich konnte er am folgenden Tage den Frühzug am Großbommelner Bahnsteig ablichten, ergänzt um zwei auffallend kurze, erkennbar rohbaufertige gedeckte Güterwagen (siehe erstes Lichtbild).

Nachfragen im Ausbesserungswerk Kleinklöten ergaben, daß der SKB-Vorstand zwecks Kostenersparnis erneut gebrauchte, einst bei den Dänischen Staatsbahnen eingestellte Altwagen zum Schrottpreis erworben hat. Vermittlerin sei die Eisenbahn-Betriebsmittel-Agentur einer gewissen Jasmin Kleine zu Memmingen gewesen. Die in Rede stehenden Prototypen seien den Anforderungen des SKB-Betriebs, insbesondere deren vergleichsweise engen Radien und kurzen Bahnhofsgeleisen, angepaßt worden. Insofern korrespondierten sie trefflich mit den von der DRG geliehenen offenen Bauarten „Schwerin“ und „Erfurt“, die zum Beispiel der Großbommelner Frühzug regulär mitführe. Die beiden ersten Waggons zeigten sehr gute Laufeigenschaften – trotz der reichlich betagten Speichen-Radsätze. Das Beschaffungsprogramm werde darum forciert und unserer heimatlichen Bahngesellschaft künftig ein unverwechselbares Gesicht verleihen. Ein ansprechendes SKB-Farbkonzept sei in Entwicklung begriffen.

Befragt nach technischen Einzelheiten gab der Obermeister der SKB-Werkstatt an, die Umbauarbeiten seien aufwendig. Die Wagenkästen seien um jeweils zwei Felder zu verkürzen, die Untergestelle entsprechend anzupassen, auch fehlten etliche neu anzufertigende Kleinteile wie Griffstangen, Aufstiege und Schlußscheibenhalter. Er verwies schließlich darauf, daß auch laut SKB-Betriebsordnung auf mindestens jedem dritten Wagen ein Bremser mitzufahren hat. „Das ist allein schon wegen der Großbommelner Rampe sowie dem leichten Gefälle vor Hintzemuckel zwingend geboten.“ Insofern habe man aus Holland Bremshäuser beschafft und selbige sogar mit Innenbeleuchtung ausgestattet. „Alles Weitere können Ihre Leser auf diesen Werks-Photographien sehen, die den Zwischenstand zeigen.“ Der "Kreisbote" dankt für die freundliche Überlassung derselben.