Stedelebener Kreisbote, 27. September

Mangelwagen

Kleinklöten (Eigenbericht). Schneller als erwartet können wir in unserer Sonntags-Ausgabe Neuigkeiten aus dem Waggonwerk Kleinklöten berichten, wo offenbar Sonderschichten der baldigen Fertigstellung aktueller Aufträge dienen. Glücklicherweise ließ sich die Geschäftsleitung diesmal auch dazu herab, unserem Korrespondenten gewisse Grundinformationen zu geben.

Demnach handelt es sich, so die Erläuterung bei unserem gestrigen Werksbesuch, erneut um eine Order der Staatsbahn zur Aufarbeitung eines Kesselwagens älterer Bauart. Hintergrund sei der gestiegene Bedarf an Kraftstoffen für den Straßenverkehr. Etliche neue Raffinerien hätten mittlerweile die Produktion aufgenommen, insbesondere nahe den Seehäfen Hamburg und Bremen, doch fehlten Transportkapazitäten ins Landesinnere. Vor allem gebreche es an Kesselwagen mittleren und kleinen Fassungsvermögens, mit denen kleinere Abnehmer beliefert werden könnten, insbesondere in ländlichen Regionen. Diese seien regelrechte Mangelware. Deshalb würden aktuell noch vorhandene Altbauwagen reaktiviert beziehungsweise Hauptbaugruppen derselben zu "neuen" Wagen zusammengefügt, welche die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft dann an die entsprechenden Konzerne als Privatwagen vermieten werde.

Vorliegend wurde in der Schmiede des Kleinklötener Werkes ein genieteter Altkessel von 22 m3 Fassungsvermögen repariert und dem Fahrwerk zugeordnet, über dessen Verkürzung hier gestern berichtet wurde. Der Kessel habe bereits 30 Jahre auf dem Buckel; er stamme laut Herstellerschild von einer Firma Arnold, die seinerzeit vorwiegend Schmalspurfahrzeuge hergestellt habe. Darum sei es auch vonnöten gewesen, einen neuen Sattel zur Aufnahme des Behälters zu verfertigen.

An diesem Nachmittag werde man die Hauptbaugruppen erstmals zusammenfügen und auf Paßgenauigkeit prüfen, bevor der Wagen "an den Ausrüstungskai" bugsiert werde, wo der Wagen dann "die tausend kleinen Teile" erhalte. Mit diesen Worten lud der Geschäftsführer den Kreisboten schmunzelnd zur weiteren Berichterstattung ein.

Im übrigen trage der Behälter bereits die Insignien des späteren Betreibers, der in Hamburg ansässigen "Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft auf Actien", dem aktuellen Marktprimus für Kraftstoffe im Reiche. Daß es sich tatsächlich um einen Kessel relativ kleinen Volumens handelt, werde unser Publikum so recht auf einem Photo erkennen, wenn er mal eben zum Vergleich einen heute üblichen gedeckten DRG-Güterwagen des DRG-Gattungsbezirks Kassel danebenschieben lasse, so der Geschäftsführer.