Stedelebener Kreisbote, 4. Oktober

Stufe 2

Kleinklöten (Eigenbericht). So, wie auf unserem heutigen Lichtbild Nummer eins, stand noch gestern der für die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft bestimmte Kesselwagen auf dem Gelände des Kleinklötener Waggon-Werkes. Selbstverständlich ist unsere Lokalkorrespondent der freundlichen Einladung des Werkstattmeisters gefolgt, die nun fertigen Aufstiege zu besichtigen.

Auf Bild zwei ist der Unterschied zu vorher deutlich zu erkennen. Sogleich fällt ins Auge, daß die schrägen Holme nun im unteren Drittel eine Biegung zur Lotrechten aufweisen. Ein bißchen mulmig ist dem Reporter aber doch beim Tritt auf die zweite Stufe. Die erste besteht ja erkennbar noch aus Stahldraht und erweckt insofern durchaus Zutrauen. Die weiteren sechs jedoch sind schwarz und etwas dünner. Vor allem aber deuten keine Schrauben, Löt- oder Schweißpunkte auf irgendeine Art der Befestigung hin. "Nur Mut", läßt sich der Werkstattchef vernehmen, "ein Fliegengewicht wie Sie halten die allemal aus!" Ein Stück entfernt stehen die Lehrlinge in der Werkstatttür und feixen.

In der Tat, die Stufen halten. So dünn sie sein mögen, sie biegen sich unter seinem Körpergewicht kein bißchen durch. Dabei scheinen sie aus Kunststoff zu bestehen. "Polyurethan, mein Herr! Wir hätten natürlich auch Besenstiele nehmen können, pardon: Schrubber-Borsten." Und wie sind die nun befestigt? "Das ist alles nur geleimt. Klebt wie Asbach, wie man bei uns so sagt."

"Und wo Sie gerade da oben stehen, schauen sie mal runter." Der Reporter tut, wie ihm geheißen. "Und: Fällt Ihnen noch was auf? Ihm fällt nichts auf, vielmehr sucht er seine Akrophobie in den Griff zu bekommen. "Direkt unter Ihnen ragt der linke Stutzen des Auslasses aus dem Sattelblech. Den habe ich Ihnen beim letzten Besuch zu zeigen vergessen." Aha. "Die alten waren zwar noch vorhanden, aber ausgelegt auf die Breite von Schmalspurwagen. Deswegen haben wir die backbord- und steuerbordseitig neu angefertigt und auch wieder mit Ventilen versehen."

Backbord und Steuerbord das muß für heute genügen, denkt sich der Reporter und wankt wie ein trunkener Kadett mit grünem Gesicht die schmale Leiter abwärts. "Bis demnächst, Herr Reporter!" ruft es ihm noch hinterher.