Stedelebener Kreisbote, 8. Oktober

Mit 17 Gramm auf die Scheibe

Kleinklöten (Eigenbericht). Einige Tage sind vergangen seit unserem letzten Bericht aus dem Waggon-Werk Kleinklöten. Dort wurden allerdings die Arbeiten an dem Kesselwagen, der für die DRG aufgearbeitet werden sollte, abermals beschleunigt.

Als der Kreisboten-Reporter auf dem Werksgelände das Fahrzeug erspäht, kann er zunächst gar nicht glauben, wie sehr es sich verändert hat. Erstrahlt es doch nun in frischen Farben. So wurde das Bremshaus entsprechend dem gültigen Farbschema der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft braun lackiert. Die Ober- und Seitenkanten der alten, mit Brettern verkleideten Bühnenborde sowie die daran angebrachten Geländer bekamen einen schwarzen Lacküberzug und das Dach wurde in grauer Pappe gedeckt. Ebenfalls schwarz gestrichen erscheinen nun sämtliche weiteren Geländer, Aufstiege und Tritte sowie der Käfig auf dem Kessel samt Trittbrettern. "Übersehen Sie aber bitte nicht die wichtigste Kleinigkeit", mahnt der Werkstattleiter. "Wir haben endlich die Bremskurbel angebracht und damit die Betriebssicherheit hergestellt." Zur Sicherheit des Ladeguts beim Rangieren trüge im übrigen auch die rote Absetzung der Auslaßventile bei.

Die für den Reporter augenfälligste Veränderung aber betrifft fraglos den Kesselsockel. Nicht nur, daß er denselben Silberton erhielt, wie der Kessel selbst, sind zuvor auch seine Kantenverläufe begradigt worden, die nun weitgehend mit der Kessel-Längsachse fluchten. "Das sieht doch gleich viel seriöser aus", wie er anerkennend äußert, wohingegen der Fachmann wiederum aufs Detail hinweist: "Das sieht nicht nur so aus, das ist auch solide. Im Sockel liegen Ballastbleche. Insgesamt wiegt der Wagen nun 17 Gramm, die werden später für einen ruhigen Lauf sorgen. Außerdem haben wir den Sockel komplett nachgenietet."

Was nun noch geschehen müsse bis zur Ablieferung, will der Korrespondent wissen, als er mit dem Werkstattleiter in dessen Büro im zweiten Stock geht. "Nicht viel. Wir werden heute lediglich noch die großen seitlichen Bleche anschrauben, an die später Eigentums-, technische und Firmenangaben geschrieben werden. Die gesamte Beschriftung ist aber nicht mehr unser Bier, das alles passiert nach der Ablieferung durch uns in den Werkstätten der DRG. Wir sind im Prinzip durch mit dem Auftrag."

Dann öffnet er das Bürofenster. "Von hier oben können sie den Waggon für den Gesamteindruck noch mal aus einem anderen Blickwinkel ablichten. Ich kann ihn danach auf der Wagenscheibe für auch nochmal drehen lassen." Das freut den Reporter. "Es könnte die letzte Gelegenheit sein. Wann die DRG den Wagen abholen läßt, wissen wir nämlich noch nicht, womöglich aber schon morgen."