Die Länge zählt

1. November 2014 / Eigenbericht. – Ende Oktober ging bei der Redaktion ein Leserbrief aus Magdeburg ein. Gegenstand war eine Ansichtskarte, abgesandt aus dem bisher touristisch durchaus nicht in Erscheinung getretenen Kleinklöten.

An sich begehrte der Absender des Leserbriefs lediglich zu erfahren, was es mit den Waggons auf der ihm zugesandten Postkarte auf sich habe und ob es sich, wie er meine, tatsächlich um gedeckte Wagen des DRG-Gattungsbezirks „Magdeburg“ mit 4 Meter Achsstand und 10 Tonnen Ladegewicht handle, wie sie nach den preußischen Normalien ab 1875 gebaut wurden.

In der Redaktion war man allerdings viel mehr darüber erstaunt, daß es überhaupt Ansichtskarten aus Kleinklöten gibt. Noch weit überraschender war jedoch, was auf der Karte zu sehen war: die Ausbesserungswerkstatt der Stedelebener Kreisbahn, großspurig bezeichnet als „Waggon-Werk“. Die SKB hatte, wie wir mehrfach berichteten, seit längerem keine offiziellen Angaben zu ihren konkreten Aufträgen oder der weiteren Entwicklung besagter Abteilung machen wollen.

Auch diesmal erbrachte ein sofortiger Anruf eher magere Auskünfte. Immerhin war zu ermitteln, daß man sich zwecks Eigenwerbung mit einem bekannten Ansichtskarten-Verlag in Verbindung gesetzt habe, der sowieso schon an die Gemeindeverwaltung des Industriedorfes herangetreten sei. „Klappern gehört nun mal zum Handwerk“, hieß es dort; man wolle möglichst weitläufig auf den Ort aufmerksam machen und sei nun diesen Weg gegangen. Erfreut sei man im Gemeindeamt, daß die SKB eingewilligt habe, auch ihr Werk mit einigen Bildern in die Motivserie aus Kleinklöten aufzunehmen.

Damit scheinen sich Gerüchte zu bewahrheiten, wonach die SKB sich mit Aufarbeitung und Umbau von Güterwagen für fremde Bahnverwaltungen ein längerfristiges zweites Standbein sichern will. Dies legt auch das Motiv einer weiteren, heute von der Redaktionssekretärin am Bahnhof von Kleinklöten erworbenen Ansichtspostkarte nahe. Dort stehen neben besagten „Magdeburgern“ zwei Bierwaggons dänischen Ursprungs offenbar zum baldigen Umbau bereit.

In diesem Zusammenhang sei schließlich noch auf ein neues Foto unseres Volontärs verwiesen, der in einem unbeobachteten Moment hinter der Werksmauer ein Waggonduo ablichten konnte, das wesentliche Bauunterschiede erkennen läßt. Er habe sich sogleich bei Frau Stiller-Gantenbein in der Stedelebener Kreisbücherei kundig gemacht. "Einen echten 'Magdeburger'", habe er aus der Fachliteratur gelernt, "erkennt man an der Länge."