Ein Bahnhof für alle Fälle (5)

13. Juli 2011 / Eigenbericht. – An der Stedelebener Bahnhofswirtschaft bestätigt sich einmal mehr, daß die Verkürzung des so wichtigen Gebäudeteils, in diesem Falle betrug sie ein Viertel der ursprünglichen Länge, einer sinnvollen Raumaufteilung mitnichten entgegensteht.

Bedauerlicherweise sind noch immer keine Innentüren geliefert worden, so daß der Zutritt nur über die Eingänge an der Straßen- und der Bahnsteigfront möglich ist. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, haben die Bauarbeiter im künftigen Lokal erst einmal Küche und Toilette abgeteilt und danach Maler und Fliesenleger die Wände tapeziert und die Fußböden von Küche und Gastraum gefliest. Da ohnehin allerlei Leitungen verlegt werden mußten, wurde bei der Gelegenheit auch gleich der Schanktresen installiert.

Vor einigen Tagen hörte der Kreisboten-Reporter am Stammtisch der "Faulen Liese", seiner bevorzugten Gastwirtschaft, Mitarbeiter der Stedelebener Kreisbahn davon reden, es gebe ein Möblierungsproblem hinsichtlich des Bahnhofslokals. Der SKB-Vorstand habe sich redlich, aber erfolglos darum bemüht, einen Hersteller für geeignete Stühle und Tische im Lande zu finden, der schnell hätte liefern können – vor allem zu zivilen Preisen. Darum werde sich die Eröffnung wohl auf unbestimmte Zeit verzögern.

Glücklicherweise mißtraute unser Kollege dem bierlaunigen Gerede und verschaffte sich am nächsten Tag selbst ein Bild. Tatsächlich fehlte, als er eintraf, noch jegliches Mobiliar für eventuelle Gäste in dem Saal, der künftig auch als Wartesaal für Reisende der 1. und 2. Klasse mitgenutzt werden soll.

Die Umstände wollten es, daß der Reporter noch vor Ort war, als nachmittags mitten in die Renovierung ganz unerwartet die Lieferung von 25 farblich noch zu behandelnden Stühlen, fünf Einfuß-Kneipentischen, des künftigen vierbeinigen Stammtischs sowie einer Jugendstil-Vitrine für Gläser und Spirituosen platzte. Infolgedessen kam so gute Stimmung auf, daß spontan die Tische ins Lokal geschleppt wurden. Der Stationsvorsteher und die Schalterangestellte Frl. Schmidt brachten sich ihre beiden Stühle aus dem Dienstraum mit und drehten zur Freude der Handwerker derart beherzt am nagelneuen Zapfhahn, daß an eine Fortsetzung der Arbeiten an diesem Tage nicht mehr zu denken war ...