Zu Besuch bei Höllerichs (Schluß)

27. August 2011 / Eigenbericht. – Ereignisreiche Tage liegen hinter der Großbommelner Automobil-Werkstatt Höllerich & Sohn.

Zunächst hatte Meister Höllerich beschlossen, seinen W50 Reko vorerst selbst zu behalten und ihn erst später zu verkaufen. So konnte er am Donnerstag nach Stedeleben fahren, um dort vom Bahnhof eine Kiste mit Ersatzteilen abzuholen. Bis der Waggon zur Entladung an die Rampe rangiert wurde, verspeiste er einen Bötel mit Sauerkohl in der Bahnhofswirtschaft.

Eben bestellte er zum Nachspülen sein zweites "Diamant", als es ihn fast vom Stuhl warf. Vor dem Fenster hielt sein neuer, größerer Höllerich! "Du saudummer Bengel", stürmte der Alte aus der Tür. "Bist du wahnsinnig geworden?" Sein Filius zog die Schultern hoch. Er wußte nicht, was sein Vater wollte, der ihm zwei Backpfeifen versetzte. "Du weißt genau, daß ich den L60 Reko geheim halten wollte bis zur Messe Stadt und Land in Magdeburg. Die Räder sind nicht mal fest montiert und du kurvst durch die Gegend, um Eindruck bei irgendwelchen Frolleins zu schinden!"

Der Sohn biß sich auf die Lippe, sein Alter kannte ihn gut. Der würde vollends druchdrehen, erführe er, daß er sogar das Fräulein Leila Drux aus Stedeleben und ihren schönen Schwager ein Stück mitgenommen hatte, der ihm ungeniert Avancen gemacht hatte nun nicht mehr aus dem Kopf ging. Zum Glück ertönte ein Pfiff von der Rampe, so daß er rasch anbot, beim Aufladen der Ersatzteilkiste zu helfen.

Später, bei einem Schnaps (es können auch vier oder fünf gewesen sein), beruhigten sich die Gemüter etwas, zumal der alte Höllerich gewahr wurde, daß Geschäftsreisende interessiert die beiden vorm Bahnhof abgestellten unbekannten LKW betrachteten. Aber da war sein Blick schon etwas glasig und das Bild im Kopf leicht unscharf ... Außerdem dämmerte es bereits, und die Wagen warfen lange Schatten.