Gedicht mit Falten

4. Januar 2016 / Eigenbericht. Etliche Leser fragten nach Lektüre der letzten Reportage aus dem Waggon-Werk Kleinklöten an, ob unser Reporter das ominöse Gedicht an der Werkstatt-Tür des Faltenbalg-Fachmanns Herrn Schalk denn nun tatsächlich abgeschrieben habe. Dies können wir hiermit bestätigen und veröffentlichen es nachfolgend wegen des großen Interesses so, wie er es vorgefunden.

 

 

 

Gedicht mit Falten

Gefaltet ward ein Faltenbalg
in Klötenklein vom alten Schalk,
der tapfer seines Amts gewaltet
und eine Nacht lang faltgebalget
bis Falte eng an Falte lag,
woran manch andrer scheitern mag.

– Und wohl auch schon gescheitert ist
worauf sein Antlitz, wie beim Alten,
glich einem Balge voller Falten.

Stets falt' und faltet brav der Alte,
legt zuverlässig Falt' an Falte,
und kommt vorbei aus JWD
die Plätterin Melanie Klee,
ruft sie entsetzt: „Der macht Plissee
ganz ohne Bügelbrett, oh je!“

Doch braucht wer einen Faltenbalg,
und fleht deshalb: „Ach, alter Schalk,
willst du mir legen nicht die Falten
und trefflich deines Amtes walten
bis balgeweise Falten ragen
zwischen Pack- und Güterwagen?“

Dann lächelt milde unser alter
Schalk, der Klöt‘ner Balgefalter:
„Selbst ist der Mann, mein werter Herr!

Ich falte hier nur rein privat
Papier, doch geb‘ ich dir den Rat:
Willst einen Balg du selbst dir falten,
schluck vorher Rotwein, nicht zu kalten!
Sind schief und krumm trotzdem die Falten,
trink noch ‘ne Flasche ohne Halten!
Denn ist die Pulle schließlich leer
hat kein Balg schiefe Falten mehr!“

(Wobei – zur Not tut’s auch Likör.)