Leicht und zügig

2. Januar 2016 / Eigenbericht. Unlängst erreichte die Redaktion des Kreisboten die Anfrage eines Lesers, ob denn hiesige Werkstätten auch ins DRG-Programm für Leichtgüterzüge einbezogen sind. Das Ergebnis unserer kleinen Recherche ergab ein großes „Ja, aber …“

August Wellfleisch, Werkstattleiter des SKB-eigenen Waggon-Werkes in Kleinklöten, wirkt nicht eben glücklich. „Ja, wir sind beteiligt“, so die Auskunft. „Aber mit lediglich einer einzigen LeiG-Einheit.“ Die Reichsbahn traue dem kleinsten Waggonwerk im Lande wohl nicht sehr viel zu. „Vorige Woche ist uns ein relativ moderner Großraumgüterwagen Gl Dresden zugestellt worden, den wir schon mal vorbereiten sollen. Der damit zu kuppelnde Packwagen soll demnächst folgen. Mal sehen, was die uns da liefern.“

Wie zu erfahren ist, stammt der Waggon, der da in der Halle steht, von einer Firma in Broderstorf nahe Rostock. Er macht einen ziemlich neuwertigen Eindruck, und so ist es kaum vorstellbar, daß er schon wieder umgebaut werden soll. Indessen sind bereits einige Kollegen dabei, Öffnungen in die Seitenwände zu sägen, und dies prüfend im Auge behaltend setzt Ingenieur Wellfleisch zu einer längeren Erklärung an:

„In den sogenannten LeiG-Einheiten werden Stückgüter aller Art ja nicht nur von A nach B transportiert, sondern Gebinde, Fässer, Pakete, Kisten, Säcke, Weinballons, Ballen werden darin während der Fahrt sortiert, gestapelt und herumbugsiert, um sie am Zielbahnhof zügig entladen zu können. Darin liegt das Neuartige der Leichtgüterzüge. Der Empfänger soll auf seine Sendung nicht lange warten müssen. Bisher lag das Durchschnittstempo von Güterzügen durch die vielen Unterwegshalte, Umladearbeiten, das Aus- und Umrangieren einzelner Wagen auf Zwischenbahnhöfen bei sagenhaften 10 bis 15 Stundenkilometern. Da sind Kraftfahrzeug-Spediteure heute viel schneller und eine ernste Konkurrenz für die Reichsbahn. Mit den LeiG geht es nun dreimal so flink wie bisher mit Nahgüterzügen, zumal davor in aller Regel schnelle Güter- oder sogar Personenzugloks laufen.“

Das überaus fortschrittliche Konzept ziehe aber andererseits nach sich, daß in den Wagen Menschen ihrer täglichen Arbeit nachgehen. „Die Personale aber brauchen Luft und Licht, und genau darum kommen dort Fenster hinein.“

Schon werden vier Fensterrahmen herangeschleppt. „Die hat unsere Tischlerei angefertigt, der Rahmen besteht, wie bei uns üblich, aus Polystyrol“, sagt der Werkstattmeister. „Aber wir werden sie heute nur provisorisch einsetzen, um die Paßgenauigkeit zu prüfen. Bei weiteren Arbeiten könnten sie sonst Schaden nehmen. Ohnehin müssen die Rahmen vor dem endgültigen Einbau noch grundiert und schließlich gestrichen werden.“

In dem Moment läutet die Werksglocke: Feierabend für heute – und das gilt auch für Ihren Kreisboten-Reporter.