Schlenker in Bommeln

12. September 2014 / Eigenbericht. Seit langer Zeit schon plant die Stedelebener Kreisbahn (SKB) die Neutrassierung der Strecke sowie die Neuanlage ihrer Bahnhöfe. Die Planungen für die Station Großbommeln sind offenbar weit fortgeschritten.

Bisherige Anfragen des Kreisboten zu den künftigen Gleisanlagen wurden seitens des SKB-Vorstands stets abgewehrt. Gestern in der Frühe fand die Sekretärin der Schriftleitung jedoch einen absenderlosen Briefumschlag auf dem Abtreter. Zum Vorschein kamen drei Photographien, die recht naturgetreu nachgebaute Modelle der markantesten Gebäude des Bahnhofs Großbommeln zeigen. Diese sehen sich in Gleispläne eingefügt, die dem Anschein nach den neuesten Planungsstand der SKB spiegeln. Als Zeitung im Dienste ihrer Leser wollen wir Ihnen diese Aufnahmen nicht vorenthalten, die doch nicht weniger das unmittelbare Lebensumfeld der Großbommelner betreffen.

Allerdings scheint man sich in der Stedelebener Verwaltung über einige Details noch nicht ganz im klaren zu sein. Darauf deutet zumindest die unterschiedliche Anbindung des – wie zu vermuten ist – Anschlußgleises hin. Das dort angeordnete Gewerbegebäude ähnelt auffällig dem der bekannten Stellmacherei Trude Nabenfett zu Stedeleben; hier darf allerdings vermutet werden, daß es nur als Muster respektive Platzhalter diente, weil es ähnliche Dimensionen aufweist wie das vorgesehene Objekt.

In der Redaktion wurde sogleich das Problem detektiert, das die SKB-Baukommission umtreibt: Wo beziehungsweise wie wird künftig die Bahnhofstraße verlaufen? Unser Graphiker hat es für die Leser eingezeichnet: Die erste Variante ermöglicht einen geraden Straßenverlauf, läßt das Areal jedoch beengt wirken, während die zweite den Anschluß etwas von dem Schuppen abrückt, der für den Triebwagen vorgesehen ist. Der Preis dafür wäre jedoch ein Schlenker in der Straßenführung.

Ob die Gemeinde dies hinzunehmen geneigt wäre, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Der Volontär vertrat jedoch die Ansicht, ein handschriftlicher Vermerk „Hauptgleislage im Bogen!“ auf der Rückseite des dritten Bildes sich nur so interpretieren läßt, daß eine leichte Sichelform des Bahnsteigs die Begradigung der Bahnhofstraße trotz des entfernteren Gewerbeanschlusses ermöglichen und auch gefälliger wirken würde. Das dritte Bild zeigt den zweiten Plan aus anderer Richtung, was wir nur so interpretieren können, daß dies wohl die favorisierte Variaante der SKB sein dürfte.

Insgesamt deuten die Bilder abseits der konkreten Planung auf eine interessante Ausweitung des Bahnbetriebs in Großbommeln hin. Die Anlage greift im Grunde das vorhandene Konzept des Endbahnhofs mit Halbinselbahnsteig auf, erweitert es jedoch um zwei Gleise: ein Abstellgleis gegenüber dem Empfangsgebäude und eben das besagte Anschlußgleis – wobei der dort erkennbare Zug aus Schotter- und Arbeitswagen auch auf die Verlegung der SKB-Bahnmeisterei nach Großbommeln hinweisen könnte. Wir werden die Sache für unser Publikum im Auge behalten.