Trio mit neun Achsen

3. Januar 2012 / Eigenbericht. – Im vergangenen September berichteten wir über die begonnene Rekonstruktion von Altgüterwagen durch die Stedelebener Kreisbahn (SKB). Nunmehr vermeldete der SKB-Vorstand die bevorstehende Übergabe der drei ersten, noch vor 1900 gebauten Dreiachser an den Auftraggeber, die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG). Unser Korrespondent hatte Gelegenheit, die Waggons nochmals aus der Nähe zu betrachten.

Seit September hat sich einiges an den Wagen verändert. Waren damals erst die wohl infolge eines Unfalls oder Feindeinwirkung im Weltkriege zerborstenen Seitenwände repariert sowie die Türen ausgewechselt worden (man nahm vorhandene Türen aus dem Altbestand, weshalb sie an den Wagen verschieden sind), so erscheinen die Fahrzeuge heute in teils frischem Lacke. Jenem der zwischenzeitlich von den Tschechoslowakischen Staatsbahnen (CSD) betriebenen Waggons, dem das Bremshaus fehlte, wurde ein solches wieder an die Stirnwand gesetzt. Ferner wurden Geländer, Trittbretter, Leitern und Rangiertritte in der hiesigen Schlosserei neu angefertigt. Frisch bespannt, imprägniert und gestrichen wurden auch die Wagendächer. Zuletzt hat man noch gemäß den Anweisungen der Reichsbahn-Direktion Magdeburg mittels Schablonen die technischen Anschriften in weißer Farbe aufgemalt. Dadurch ist nun erkennbar, daß die DRG Eigentümerin ist und sie die drei Fahrzeuge unter dem Gattungszeichen Gl führen wird.

Vor einer Woche haben die Wagen bereits eine Probefahrt absolviert. Laut Aussage des für die Rekonstruktion verantwortlichen SKB-Wagenmeisters weisen sie für Dreiachser erstaunlich gute Fahreigenschaften auf. „Sie laufen butterweich durch Kurven und über Weichenstraßen.“ Das liege an der seitenverschiebbaren mittleren Achse. „Das Fahrwerk ähnelt sehr stark dem der allseits aus dem Personenverkehr bekannten preußischen Abteilwagen. Nur sind die Achsabstände bei den Güterwagen geringer.“ Auch die Länge über Puffer fällt sichtlich kürzer aus als bei einem zufällig auf dem Nachbargleis stehenden Abteilwagen. „Die Kurvengängigkeit ist gegenüber diesen wegen der kürzeren Achsstände und damit geringeren Seitenverschiebung der Mittelachse sogar noch besser.“

Wenn die Wagen laut DRG-Gattungsbezirk demnächst wieder unter dem Namen „Dresden“ auf Staatsbahngleisen kreuz und quer durchs Land unterwegs sein werden, wollen wir ihnen allzeit unfallfreie Reise wünschen. Vielleicht begegnet ja dann und wann einer der drei unseren Lesern wieder, wenn er, eingestellt in einen Reichsbahn-Güterzug, auf der neuen DRG-Strecke an Stedeleben vorbeirollt.