Stedelebener Kreisbote, 1. Oktober

Hui und pfui

Kleinklöten (Eigenbericht). Der Kreisboten-Reporter war abermals auf Stippvisite im Kleinklötener Waggon-Werk und fand einen fast fertigen Kesselwagen vor.

"Das ging ja nun gar nicht!" Was der Werkstattmeister in seiner lakonischen Art von sich gibt, ist die Antwort auf den Fingerzeig des staunenden Reporters. "Da oben auf dem Kessel war doch bereits ein recht solides Trittbrett samt Geländer …" Das habe er sehr fein beobachtet, erwidert der Meister. Das Blechding sei ja vielleicht für Schmalspurwagen noch halbwegs tauglich gewesen. "Wir sind hier doch aber bei der großen Bahn, oder?" Aber im Ernst, fährt er ruhiger fort, das habe man neu bauen müssen, schon, damit es zum Rest der Anbauten passe, etwa dem rückwärtigen Bühnengeländer. "Unten hui, oben pfui das überlassen wir gerne anderen Firmen. Was Sie da sehen, sind übrigens wieder unsere preiswerten Standardmaterialien: Polystyrol und Federstaldraht.

Bevor der Korrespondent ins nächste Fettnäpfchen treten kann, rüttelt der Chef an einer der langen schrägen Stangen seitlich des Kessels. "An sich sollten hier fertig gekaufte Aufstiege längst angebracht sein. Aber Sie ahnen nicht, was die einschlägigen Hersteller für ihre geätzten Blechdinger verlangen, da haben wir ganz schnell die Finger von gelassen." Ja und nun? "Nun bleibt das eben so." Der Reporter guckt ein bißchen bedröppelt, da haut ihm der Meister schon die Hand auf die Schulter und lacht. "Natürlich bleibt das nicht so. Wir Altmärker sind doch das Improvisieren gewöhnt, und wenn die A …" – hier fällt ein nicht druckfähiges Wort "nicht zu zivilen Preisen liefern wollen, bauen wir die Leitern eben in bewährter Technik selber. Die Stufen sind schon fertig und werden morgen montiert. Dann können Sie ja wiederkommen und sich das genauer ansehen."