Ein Bahnhof für alle Fälle (3)

7. Juli 2011 / Eigenbericht. – Die Stedelebener Einwohnerschaft staunt dieser Tage zu recht über das Tempo der Arbeiten am neuen Stedelebener Bahnhof.

Mancher fragt sich angesichts der beschriebenen Verkleinerung des Typenbaus "Wittenburg" allerdings auch, ob es darin nicht zu eng werde. Doch diesbezüglich besteht kein Grund zur Sorge. Natürlich wird es in dem Hauptgebäude enger, aber es ist schließlich für einen kleineren Bahnhof mit geringerem Verkehrsaufkommen gedacht als der komplette "Wittenburg"; Stedeleben liegt schließlich nicht an einer Hauptbahn.

Aber nicht dies allein mag zur Beruhigung beitragen: Der Kreisboten-Reporter hat sich für unsere Leserschaft nach Magdeburg in die Bibliothek begeben, um sich nach den Normen der preußischen Typenbauten für Empfangsgebäude um 1900 zu erkundigen. Das Ergebnis war ganz erstaunlich! Der größere (!) der beiden Gebäudetypen wurde im Bauvertrag nämlich wie folgt beschrieben:

2geschossig mit 1,5 m hohem Drempel, rund 106 qm bebauter Fläche, ... enthaltend im Erdgeschoß: 1 Dienstraum, 2 Warteräume mit Flur; im Obergeschoß: 2 Stuben, 2 Kammern, 1 Küche.

Der kleinere Bau hatte 50 qm bebauter Fläche.

Das künftige Stedelebener Bahnhofsgebäude hingegen hat im Hauptbau umgerechnet 67 qm und im Anbau 92 qm Fläche. Fürs Hauptgebäude hat die Stedelebener Kreisbahn im Erdgeschoß den Dienstraum und einen Fahrkartenschalter sowie ein Treppenhaus eingeplant. Dort wird nach Aussagen des Vorstands auch eine Bank für die Wartenden stehen. Eine Tür werde von dort zum Bahnhofslokal führen, das zur Not als Warteraum mitgenutzt werden könne. Im Obergeschoß werden 2 Stuben, 1 Kammer und eine Küche liegen.

"Wir hätten den Dienstraum auch ins Obergeschoß legen können, das war um 1900 nicht unüblich. Für den Diensthabenden und die Sicherheit der Reisenden auf dem Gelände ist es aber besser, ihn im Erdgeschoß unterzubringen", so die Auskünfte des Vorstandsvorsitzenden, den wir anläßlich seiner Erstbegehung vor Ort antrafen.

"Darf ich Ihr wertes Augenmerk auf die nun wieder 'alten' Sprossenfenster am Schuppen sowie das zusätzliche Wohnungsfenster in der Giebelwand lenken?", lautet seine Frage an den Kreisboten-Reporter. "Wir wollten im Schuppen nämlich nicht diese mitgelieferten neumodischen einflügeligen Fenster einsetzen, sondern solche, die sich dem historischen Baukörper quasi natürlich anpassen." Sie einzubauen sei kein großer Akt gewesen.

Einige Mühe habe dagegen das zweite Fenster in der Giebelwand bereitet. "Dort haben wir die Kontur mitsamt Sturz exakt ins Mauerwerk eingepassen müssen, damit die wichtige Veränderung im nachhinein nicht unangenehm hervorsticht." Diese sei aus rein sozialen Gründen vorgenommen worden. "So kommt mehr Licht ins Dunkel der Guten Stube unseres Bahnhofsvorstehers!"