Sack & Pack (3)

30. Oktober 2015 / Eigenbericht. – Im Waggonwerk Kleinklöten ist ein Fahrwerk für den zu rekonstruierenden Packwagen eingetroffen. Anlaß für einen Lokaltermin des Kreisboten.

„Ich hatte doch versprochen, daß ich Sie anrufe“, begrüßt der Werkstattleiter August Wellfleisch den Kreisboten-Reporter, als der sich für die kurzfristige Einladung bedankt.

„Heute wird es hier spannend. Bei dem Termin, von dem ich neulich sprach, ging es um das Chassis eines preußischen Abteilwagens. Das lag in Magdeburg auf dem Schrottplatz, ich konnte es zum reinen Materialwert kaufen. Nun steht es da drüben.“ Unser Reporter reibt sich die Augen: „Aber das ist dreiachsig! Ich dachte, es geht um einen zweiachsigen Packwagen?“ Ganz richtig, wird er aufgeklärt. „Aber wir bekamen überall, wo wir ein zweiachsiges Untergestell angefragt haben, nur Güterwagengestelle angeboten.“

Dem irritierten Blick des Laien folgt eine längere Erläuterung. „Personal- und Packwagen, sagt ja schon der Name, befördern nicht nur leichtes Stückgut oder Gepäck, sondern auch Personen. Darum werden sie weicher gefedert als reine Güterwagen. Sehen Sie mal genau hin, die Blattfedern sind ziemlich lang – wie bei Personenwagen. Genau darum haben wir dieses Chassis angekauft.“ So nachvollziehbar das sei, so unser Einwand, es seien nun mal drei Achsen und keine zwei. „Genau! Und darum werden Sie heute Ihren Lesern berichten können, wie …“

In dem Moment setzt ohrenbetäubender Lärm ein, weil zwei Arbeiter eine riesige Säge ansetzen. Binnen Minuten zerfällt das eben noch intakte Chassis in drei Teile. Und derweil man den Mittelteil samt Achslager und Radsatz abtransportiert, erscheinen zwei weitere Arbeiter und fügen die äußeren Teile wieder zusammen, denen sie gleich noch die Pufferbohlen samt Stoßeinrichtungen entfernt haben, woraufhin alsbald ein zweiachsiges Untergestell auf dem Gleis steht. Zuletzt werden neue Pufferbohlen angesetzt und eine Bühne montiert.

„Da staunen Sie, was? Das ist aber nur eine Probebühne, damit wir wissen, wo vorne und hinten ist.“ Probebühne – der gute Mann scheint einen Hang zum Theater zu haben, erklärt aber ganz undramatisch: „Der Wagen hat ein symmetrisches Fahrgestell, dank der Bühne ist für uns zumindest schon mal die Richtung klar.“ Jetzt aber gehe die Arbeit erst richtig los. Wo unter den Langträgern der schwarze Kasten hänge, gehöre ein Gasbehälter hin, und später müßten dann Lauf- und Trittbretter am Chassis fixiert werden. „Die bauen wir aber selbst in unserer Lehrwerkstatt.“