Süßes wie Saures

24. Februar 2016 / Leserpost.Unser Wittstocker Leser Willy Mathäus aus fragt zu dem alten preußischen Säure-Kesselwagen an, wieso die Anschriftentafeln und das Firmensignet der "Saccharin-Fabrik A.G." trotz des ätzenden Ladeguts nicht annähernd die Korrosionsspuren aufweisen wie der einstmals lichtgrau lackierte Kessel.

Auch unsere Redaktion hat dies beschäftigt, wie in unserem Beitrag schon zu lesen war, wo wir der Vermutung Ausdruck verliehen, die fraglichen Anschriften wären wohl desöfteren nachgemalt worden. Daß die Schilder emaiiliert worden wären, scheint uns insofern abwegig, als dieses Verfahren für den angestrebten Zweck zu teuer ist. Anschriften unterlagen ja auch gelegentlichen Aktualisierugen, was dadurch erschwert worden wäre.

Aufgrund des betagten Alters des Wagens scheint uns indessen die Annahme realistisch, daß er bei der Saccharin-Fabrik seit Jahren zur Ausmusterung anstand, weshalb der Kessel nicht mehr saniert wurde. Konjunkturbedingt mag er dann aber ebenso oft wegen Kapazitätsmangel an geeigneten Kesselwagen reaktiviert worden sein. Die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft, die an Einstellern von Privatwagen einen guten Gewinn macht, wird schon aus eigenem Interesse ein Auge zugedrückt und lediglich darauf wert gelegt haben, daß Fahrgestell und Anschriften ihren Sicherheitsstandards und Normen entsprechen.

Wir nehmen an, daß neuere Waggons des Magdeburger Chemie- und Pharmazieunternehmens einen anderen als diesen bedenklichen Erhaltungszustand aufweisen. Sobald dem Kreisboten-Reporter ein solches Exemplar vor die Kamera gerät, werden wir unseren geneigten Lesern in dieser Rubrik davon Kenntnis geben.